Standesamt Leonding: Wir begleiten durch ein ganzes Leben

Wir haben mit Gabriele Kaiblinger vom Standesamt Leonding über ihre Arbeit und das eine oder andere Hoppala bei Trauungen gesprochen.

v.l.n.r. Birgit Pointner, Sandra Köck, Gabriele Kaiblinger, Cornelia Zellinger

Gabriele Kaiblinger ist seit 2010 Standesbeamtin in der Stadtgemeinde Leonding und Teamleiterin im Bürgerservice. Im Interview erzählt sie uns von ihren Aufgaben als Standesbeamtin und gewährt uns einen interessanten Einblick hinter die Kulissen des Leondinger Standesamtes.

Beim Standesamt denken viele zunächst wohl an das Thema Hochzeit. Welche Aufgaben bzw. Tätigkeitsbereiche übernimmt das Standesamt darüber hinaus?

Gabriele Kaiblinger: Tatsächlich glauben die meisten Menschen, dass wir am Standesamt „nur“ Leute verheiraten. Dabei sind die Hochzeiten das „Zuckerl“ oder das Tüpfelchen auf dem „i“, aber es gibt noch ganz viele andere Themen, die wir am Standesamt bearbeiten. Man könnte sagen, wir begleiten durch ein ganzes Leben – von der Geburt bis zum Tod.

Wir sind für Geburtsurkunden, Eheschließungen, Verpartnerungen und Staatsbürgerschaftsangelegenheiten zuständig. Wir führen Namensänderungen, Obsorgeerklärungen, Vaterschaftsanerkennungen, kindesnamensrechtliche Erklärungen oder Ermittlungen der Ehefähigkeit durch. Im Todesfall kümmern wir uns um das Ausstellen von Urkunden, der Todesanzeigen und machen auch die Totenbeschauabrechnungen.

Aber das ist noch nicht alles...

Gabriele Kaiblinger: In Oberösterreich muss eine Standesbeamtin bzw. ein Standesbeamter eine Prüfung ablegen, sowohl mündlich als auch schriftlich, und das berührt ganz viele Gesetze – vom internationalen Privatrecht bis zum Adelsaufhebungsgesetz, ABGB, Ehegesetz, Personenstandsgesetz und Durchführungsverordnungen. Am Standesamt ist ganz viel Hintergrundwissen gefragt.

Darüber hinaus haben wir auch ganz viele Berührungspunkte mit dem Ausland, wenn es beispielsweise um Verbesserungsaufträge für ausländische Urkunden, fehlende Legitimationen oder diplomatische Beglaubigungen, die die Echtheit einer Urkunde bezeugen, geht. Vieles ist bei uns zwar Routine, aber da jedes Land andere Vorschriften hat, müssen wir uns auch mit den Gesetzen in anderen Ländern auskennen.

Wie sieht ein üblicher Arbeitstag am Standesamt Leonding aus?

Gabriele Kaiblinger: Einen Routinearbeitsalltag gibt es am Standesamt in Leonding eigentlich nicht. Zunächst teilen wir uns morgens die Termine im Standesamt ein und zwar so, dass keine Kundin bzw. kein Kunde auf seinen Termin warten muss. Wir sind dabei stets bemüht, für unsere Kundinnen und Kunden alles so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Von den Abläufen, die im Hintergrund laufen, sollen sie nichts mitbekommen.

Danach rufen wir das Personenstandsregister und Staatsbürgerschaftsregister auf und überprüfen eingehende Mitteilungen, die abgearbeitet werden müssen. Über dieses Register sind die einzelnen Gemeinden Österreichs miteinander in Kontakt und tauschen sich darüber aus, auf welche Daten sie von der jeweils anderen Gemeinde Zugriff brauchen. Dieses zentrale Personenstandsregister gibt es seit 2014. Davor wurde mit handgeschriebenen Familienbüchern, Sterbebüchern und Geburtenbüchern gearbeitet, in denen Verwandtschaftsverhältnisse nachvollziehbar festgehalten wurden. Diese Bücher wurden ab 1939 geführt – seither gibt es in Österreich nämlich Standesämter, im Burgenland schon früher. Davor wurden personen- und familienbezogene Daten wiederum in den Kirchenmatriken niedergeschrieben.

Im Standesamt der Stadtgemeinde Leonding haben wir einen ganzen Stahlschrank voll dieser Bücher. Ich bin selbst immer ganz ehrfürchtig, wenn ich mir diese alten, noch handgeschriebenen Bücher ansehe und ganz stolz darauf, ein Teil davon zu sein.

Würden Sie uns Ihr Team kurz vorstellen? Gibt es im Team eine klare Aufgabenverteilung?

Gabriele Kaiblinger: Das Team des Leondinger Standesamtes besteht aus vier Damen: Cornelia Zellinger und Sandra Köck, die seit 2019 Standesbeamtin ist. Ganz frisch mit dabei ist Birgit Pointner, die vergangenes Jahr die Prüfung absolviert hat und uns schon fleißig unterstützt. Ich selbst bin seit elf Jahren Standesbeamtin.

Wir haben keine klare Aufgabenverteilung, sondern jeder im Team deckt das volle Spektrum ab. Dafür hab ich die richtigen Expertinnen in meinem Team.

Hat sich der Arbeitsalltag aufgrund der aktuellen Gesundheitskrise am Standesamt geändert?

Gabriele Kaiblinger: Wir waren ab dem 16.03.2020 auch vom Lockdown betroffen und haben erst im Mai wieder aufgemacht. Nachdem der „erste Schock“ überwunden war, haben wir uns zusammengesetzt und seitenweise Konzepte ausgearbeitet, welche Arbeitsprozesse wir wie abwickeln können. Da kamen uns auch so visionäre Ideen, wie die Trauungen im Trauungssaal per Livestream zu übertragen. Plötzlich haben wir in der Verwaltung festgestellt, was alles möglich ist.

In dieser ganzen Zeit haben wir übrigens nur vier Trauungen durchgeführt – entweder mit dem Brautpaar alleine oder nur mit den Trauzeuginnen bzw. Trauzeugen.Wir mussten viele Termine verschieben oder absagen, die Betroffenen informieren und verschobene Termine oftmals erneut verschieben. Da war einiges an Mehrarbeit zu bewältigen. Aber trotz des Lockdowns haben wir heuer genauso viele Trauungen durchgeführt wie letztes Jahr, nur eben geballter ab Juni.

Möchten Sie zum Abschluss noch eine lustige Anekdote aus Ihrem Leben als Standesbeamtin mit uns teilen?

Gabriele Kaiblinger: Bei mir ist bisher eigentlich immer alles normal abgelaufen. Und tatsächlich hat bei mir noch nie ein Brautpaar seine Eheringe vergessen. Ein paar Hoppalas gab es aber schon.

Ich kann mich noch gut erinnern, als der Trauzeuge auf einer von mir durchgeführten Hochzeit sein Auto verkaufen wollte. Er hat mitten in der Zeremonie den Trauungssaal verlassen, um ein Verkaufsgespräch am Telefon zu führen. Den musste ich dann schimpfen!

Und einmal habe ich eine Hochzeitskerze in den Trauungssaal getragen, auf der die Namen des Ehepaares mit Wachsbuchstaben geschrieben standen. Dabei ist mir aufgefallen, dass all diese Wachsbuchstaben an meinen Fingern kleben geblieben sind. 😊

 

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