Die Endlichkeit des eigenen Lebens ist kein leichtes Thema. In Zeiten von Covid-19 ist man allerdings nahezu permanent damit konfrontiert: Tägliche Meldungen aktueller Todeszahlen, die Sorgen um ältere Angehörige sowie die Angst vor der Krankheit sind zum Alltag geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass uns allen die Nähe zu unseren Liebsten und sozialen Kontakten fehlt. Gerade in unseren schwersten Stunden – nämlich dann, wenn wir jemanden verlieren – ist dies eine besondere emotionale Herausforderung. Umso wichtiger ist es, bei Trauer und Todesfällen von einem empathischen Bestattungsbetrieb begleitet zu werden. Genau so eine Person ist Elisabeth Jungmaier, Geschäftsführerin der Bestattung Leonding, die uns im Interview zahlreiche Tipps zum Umgang mit Trauer in Zeiten von Corona und der eigenen Endlichkeit weitergegeben hat.
Mit einer Bestatterin oder einem Bestatter spricht man in der Regel eher ungern. Das liegt nicht an der Person selbst, sondern an den damit verbundenen Umständen. Zumeist kommen wir erst in diese Situation, wenn uns eine nahestehende Person verlassen hat. Umso überraschender erleben wir das angenehme Gespräch mit Elisabeth Jungmaier, die die Bestattung der Stadt Leonding leitet. Mit ihrer ruhigen und positiven Art nimmt sie einem die Angst vor diesem morbiden, gleichzeitig aber höchst philosophischen Thema und am Ende möchte man eigentlich gar nicht mehr aufhören mit ihr zu reden. Schnell erkennt man, von Menschen wie ihr und ihrem Team kann jeder von uns etwas lernen: Über das eigene Leben, den positiven Umgang mit der Endlichkeit und die Begleitung von Menschen, die trauern. Und ja, man kann auch zu Lebzeiten schon vorsorgen!
Erfahrenes Team
Seit 2011 leitet Jungmaier das Team der Bestattung Leonding und begleitet gemeinsam mit Gabriele Hartl und Christoph Biebl die Angehörigen der Verstorbenen durch ihre schwersten Stunden. Das Team der Bestattung umfasst insgesamt derzeit acht Leute mit den fallweise geringfügig tätigen SargträgerkollegInnen. „Wir suchen laufend weitere TrägerInnen, die zeitlich flexibel und körperlich belastbar sind und sich auf diese Weise etwas dazuverdienen möchten. Interessierte können sich gerne bei mir melden“, sagt Jungmaier. Der Leondinger Traditionsbetrieb – Urkunden gehen bis ins Jahr 1954 zurück – steht für ein professionelles Team und würdige Zeremonien. Es ist beeindruckend zu erleben, wie hier gearbeitet wird und mit was für einer Professionalität und Empathie das Team der Bestattung die Trauernden unterstützt. Die Angehörigen werden mit Rat und Tat von der Gestaltung der Parte bis hin zur Organisation der Zeremonie würdig begleitet. Covid-19 wirkt sich auch auf die Tätigkeit der Bestatterin bzw des Bestatters mit zahlreichen Einschränkungen und Vorkehrungen aus, die sich laufend ändernden Regelungen werden flexibel umgesetzt. Natürlich kommt es nicht selten vor, dass einem die Erlebnisse des Berufsalltags als Bestatterin oder als Bestatter nahe gehen. Da bleibt die Frage, wie man damit am besten umgeht: „Reden, reden, reden. Wir reden sehr viel untereinander und haben auch die Möglichkeit einer Supervision. Darüber hinaus ist es ganz wichtig, im Privatbereich gefestigt zu sein. Die anderen Säulen im Leben sollten Lebensfreude bereiten, die einen wiederaufladen – egal, ob Familie oder Hobbies“, erklärt Jungmaier.
Vorsorge zu Lebzeiten
Für die Angehörigen bedeutet die Planung eines Begräbnisses zumeist großen emotionalen Stress. Neben der Trauer sind viele mit organisatorischen Belangen überfordert. Um seinen Liebsten diesen Stress zu ersparen, empfiehlt die Expertin, bereits zu Lebzeiten vorzusorgen: „Auch, wenn es vielleicht schwierig ist, sich selbst mit diesem Thema auseinanderzusetzen, so ist es doch wichtig. Man sollte zumindest seine wichtigsten Dokumente zusammengefasst in einem Ordner aufheben und mit den Angehörigen zu Lebzeiten offen über seine Wünsche reden: Will ich eine Erdbestattung oder Einäscherung? Wenn der Familie diese Grundsatzentscheidung nicht bekannt ist, bedeutet das für sie große Unsicherheit. Man kann schon zu Lebzeiten beim Bestattungsunternehmen vorbeikommen und das eigene Begräbnis komplett bis hin zur Parte vorbereiten. Egal, in welchem Ausmaß Sie das planen möchten, ich lade jeden ein, uns zu kontaktieren und die Angehörigen damit zu entlasten“, so Jungmaier und appelliert an die jüngeren Generationen „Wichtig ist es auch, den älteren Menschen und Eltern gut zuzuhören. Beim Begräbnis wird in der Regel der Lebenslauf des Menschen erzählt, es ist großer Stress, wenn man dann kurzfristig die ganzen Stationen recherchieren muss. Reden Sie mit Ihrer Familie, lassen sie die älteren Menschen aus ihrer Kindheit und ihrem Leben erzählen und hören sie gut zu.“ Auch in finanzieller Hinsicht kann man vorsorgen: Es gibt die Möglichkeit eine Bestattungsvorsorgeversicherung abzuschließen, mit der der Großteil der Begräbniskosten abgedeckt sind.
Nähe schaffen in Zeiten von Corona
Corona stellt uns auch in unseren schwersten Zeiten vor Herausforderungen. Das in unserem Kulturkreis etablierte Handschütteln als Beileidbekundung bis hin zur liebevollen Umarmung fällt aufgrund der Abstandsregeln weg. „Ich empfehle hier gerne liebevolle Distanzgesten: Die Hand zum Herzen als Zeichen des Mitgefühls oder eine Verneigung, wie im asiatischen Kulturkreis gängig, drücken Mitgefühl aus der nötigen Distanz aus. Nutzen Sie darüber hinaus auch alle möglichen Kommunikationskanäle aus, um die Trauernden in dieser schweren Zeit zu unterstützen: Vom Online-Videogespräch, dem gemeinsamen Spaziergang bis hin zum Brief, den man schreiben kann. Bieten Sie die Möglichkeit zum Gespräch an, denn das Reden ist am wichtigsten in so einer Zeit“, rät Jungmaier, der die Leondingerinnen und Leondinger sehr ans Herz gewachsen sind: „Die Menschen hier machen Leonding zu etwas sehr Besonderem. Die bunte Stadtgemeinde ist äußerst lebenswert und hat von Erholungsgebieten bis hin zur perfekten Verkehrsanbindung wirklich viel zu bieten.“ Ja, und bei allen Faktoren, die zur Lebensqualität beitragen, kommt am Ende auch dazu, dass wir uns dank des erfahrenen Teams der Leondinger Bestattung auch in unseren letzten Stunden würdig versorgt wissen.