Der Brauch des Störibrot Anschneidens am Stefanitag ist im ländlichen Raum Oberösterreichs weit verbreitet. „Jedes Jahr am 26. Dezember begeben sich einige Gruppen bestehend aus männlichen Singles auf den Weg zu unverheirateten Frauen, sozusagen auf Brautschau“, erklärt Tamesberger, welcher neben seiner Tätigkeit als Kassier auch noch die Bezirksleitung der Landjugend Linz-Land überhat. Zumeist wird der Besuch bereits am Vortag angekündigt, damit sich die umworbene Dame entsprechend vorbereiten kann. Im Regelfall darf die Gastgeberin mit fünf bis zehn Personen rechnen, bei besonders beliebten Mädchen waren laut Tamesberger jedoch auch schon dreißig Burschen zu Besuch. „Man fährt meistens in andere Ortschaften oder Bezirke. Auch in andere Bundesländer sind wir schon gefahren“, verrät uns das Landjugendmitglied.
Das Anschneiden
„Jeder Bursch muss ein Messer sowie eine Zündholzschachtel mitnehmen. Beim Störibrot anschneiden gibt es zwei Varianten. Hat sich die Dame in einen Anwärter verguckt, so darf dieser den Brotlaib anschneiden. Wird niemand speziell auserwählt, muss sich die Hausherrin umdrehen und alle Besucher stecken das mitgebrachte Messer in den Laib. Danach dreht sie sich wieder zurück und wählt ein Feitl aus. Der glückliche Besitzer darf das Brot nun anschneiden“, erzählt Tamesberger über den alten Brauch. Beim Anschneiden ist darauf zu achten, dass das Brot im Anschluss auf der Schnittfläche stehen kann, ohne umzufallen. Das Scherzl darf allerdings nicht größer als eine Zündholzschachtel sein. Des Weiteren sticht der Bursch sein Messer in den aufgestellten Laib und versucht ein Schnapsglas darauf zu balancieren. Gelingt dies, so hat der Bewerber sein Geschick erfolgreich unter Beweis gestellt. Der Experte erläutert weiter: „Dann bekommt die junge Dame das Zündholzschachterl, welches sie befüllen muss. Dafür hat sie mehrere Möglichkeiten. Zum einen kann sie das Scherzl hineinlegen. Dies bedeutet, dass sie nicht abgeneigt wäre, und der Bursch muss sie beim nächsten Fest einladen. Bei der zweiten Variante kann die Dame nichts in die Schachtel geben. Dies heißt, dass sie noch unentschlossen ist. Will sie ausdrücken, dass kein Interesse besteht, so kann sie irgendetwas anderes hineingeben.“
Leondinger Brauchtum seit Generationen
Der seit Jahrhunderten bestehende Brauch hat sich im Laufe der Jahre nur geringfügig verändert. Einer der Unterschiede zwischen damals und heute ist, dass sich die Gruppen heutzutage vorher anmelden. Weiters war das Störibrot anschneiden früher wirklich zur Brautschau gedacht. „Heute steht eher der Spaß im Vordergrund, wenngleich auch heute noch Beziehungen daraus entstehen“, plaudert Tamesberger aus dem Nähkästchen und weiter, „Es ist eine lässige Sache, welche sowohl den Burschen als auch den Damen Spaß macht. Es entstehen Freundschaften oder sogar Beziehungen, die lange halten!“
Die Landjugend Leonding-Pasching
Die Mitglieder der Landjugend Leonding-Pasching sind äußerst bemüht, alte Traditionen weiterzuleben und weiterzugeben. Neben dem Störibrot anschneiden wird auch die Erntekrone sowie Schwellbogen gebunden, Most gemacht, Eier gepeckt und noch vieles mehr. Die Landjugend Leonding wurde 1954 gegründet und 2014 mit Pasching vereint. Derzeit zählt der Verein circa 70 Mitglieder und einen Vorstand aus zehn Personen. Die Landjugend ist ein unparteiischer Verein, bei dem alle Funktionäre und Mitglieder ehrenamtlich tätig sind. Derzeit stehen Katharina Sauer und Florian Eichberger dem Verein als Obfrau und Obmann vor. „Die Landjugend ist nicht nur ein Verein, sondern ein Lebensgefühl. Egal bei welchen Tätigkeiten, man spürt immer den Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Natürlich bestehen die Aktivitäten nicht immer nur aus Spaß. Manchmal ist das Vereinsleben auch sehr zeitintensiv und harte Arbeit, wenn man beispielsweise auf eine Veranstaltung hinarbeitet. Sieht man jedoch das gelungene Endprodukt, so ist man überglücklich!“, schwärmt der Vereinsfunktionär.
Die Landjugend Leonding-Pasching freut sich immer über neue Mitglieder. Bei Interesse können die Leondingerinnen und Leondinger gerne auf der Website der Landjugend vorbeischauen oder sich gleich bei Fabian Tamesberger unter fabian.tamesberger@gmx.at melden!
Aktuelles über die Landjugend Leonding-Pasching unter https://www.instagram.com/landjugend_leonding_pasching/