Selbst in Zeiten der Digitalisierung hat Papier nichts an seiner kulturgeschichtlichen Bedeutung eingebüßt. Tatsächlich ist Papier nicht nur ein Trägermaterial für Bild und Schrift, sondern hat die Entwicklung des Menschen im Laufe der Jahrhunderte begleitet und ist eng mit der Geschichte der Kultur und der Wissenschaft verbunden.
„Papier in all seinen Facetten steckt voller sinnlicher Möglichkeiten und es erzählt mit seiner eigenen Entwicklung einen Teil der Menschheitsentwicklung gleich mit. Für meine Kollegin Bibiana Weber und mich war innerhalb von wenigen Minuten klar, dass wir uns kuratorisch mit diesem Thema beschäftigen möchten“, erklärt Michaela Reisenberger, Kuratorin der kulturhistorischen Sonderausstellung „PAPIER, in Bausch und Bogen“ im Turm 9 – Stadtmuseum Leonding.
In der Ausstellung können Sie sich auf eine interaktive Spurensuche von den Anfängen des Papiers in Europa bis zur Jetztzeit begeben. Kuratorin Michaela Reisenberger erklärt im Interview, wie sie auf das Thema Papier gekommen ist, was die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung erwartet und gibt einen Einblick hinter die Kulissen.
Papier in all seinen Facetten
Was es in der Ausstellung vom 29.04.2023 bis zum 28.01.2024 Aufregendes zu entdecken geben wird? „Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung ‚PAPIER, in Bausch und Bogen‘ erwartet viel Wissenswertes und viel Erlebbares. Diese Ausstellung ist keineswegs nur zum Ansehen gedacht. Durch Entdeckungsräume wie eine Wunderkammer im Dunkeln, eine Papierbibliothek und eine kleine Forschungsstation wird unsere kulturhistorische Erzählung erfahrbar. Zudem zeigen wir viele Objekte, die gerne in die Hand genommen werden dürfen“, klärt Reisenberger auf und führt weiter aus: „Gleich einem Bausch haben wir uns inhaltlich dort ausgebreitet, wo uns unsere Neugierde hingetragen hat. Da, wo es den Rahmen gesprengt hätte, machten wir einen Bogen herum. Unser Zugang zu diesem großen Feld spiegelt sich somit im Titel wider. Woher die Redewendung tatsächlich stammt – vom Pautsch (Papierstapel bei der klassischen Papierherstellung) oder von der Flurvermessung, wie Grimm es im Deutschen Wörterbuch erklärt hat – ist wissenschaftlich nicht geklärt. Abgesehen von den inhaltlichen Querverbindungen, klingt der Titel schön und auch das mögen wir sehr.“
Hinter den Kulissen einer Ausstellung
Bis man eine fertig ausgestaltete Ausstellung besichtigen kann, ist es allerdings ein langer Weg. Von der ersten Idee bis hin zur Eröffnung sind hinter den Kulissen zahlreiche Arbeitsschritte nötig, die Reisenberger kurz umreißt:
„Zuerst beschäftigen wir uns mit der Themenfindung. Ist eine spannende Thematik für eine Ausstellung gefunden, erarbeiten wir ein Grobkonzept, bevor es ans Eingemachte geht: viel Recherchearbeit und theoretische Ausarbeitungen fürs Begleitheft, das Durchforsten von Sammlungen, Archiven und Depots, das Finden von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern sowie von Leihgaben. Danach werden Leihverträge verhandelt und Themenbereiche innerhalb der Ausstellung festgelegt. Im Anschluss daran erfolgen die Ausstellungsgestaltung, das Implementieren von Vermittlungssträngen und Festlegen von Erzählebenen, die grafische Umsetzung und Textarbeit für Saaltexte und Legenden sowie Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.“
Leonding: eine kunst- und kulturaffine Stadt
Die Frage, ob es sich bei den Leondingerinnen und Leondingern um kunst- und kulturaffine Menschen handelt, beantwortet Reisenberger klar mit „ja“. Gleichzeitig lobt die Kuratorin auch das breite Kunst- und Kulturprogramm, das die Stadt Leonding gemeinsam mit der KUVA ermöglicht und das von den Leondingerinnen und Leondingern gerne besucht wird: „Das reicht von kulturhistorischen und zeitgenössischen Ausstellungen, über Sommernachtskinoabende, Tanz- und Musikveranstaltungen oder Vermittlungsangebote bis hin zum Stadtmuseum selbst, das in einer Schau die Geschichte Leondings erzählt. Auch der Leondinger Jugendpreis für Sprache und Fotografie ‚Sprichcode‘ und die ‚leonART‘, ein Festival für Kunst im öffentlichen Raum, gehören zum Programm. Nicht zu vergessen, die vielen beliebten Feste und gemeinsamen Feierlichkeiten.“
Auf die Frage, was die Leondingerinnen und Leondinger so besonders macht, antwortet Reisenberger: „In Leonding ist ein starkes Miteinander spürbar. Solidarität wird hier gelebt. Gemeinsam zu feiern ist ebenso wichtig, wie sich gegenseitig zu unterstützen. Wir genießen es sehr ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein.“
Mehr zur kulturhistorischen Sonderausstellung „PAPIER, in Bausch und Bogen“
- Dauer: 29.04.2023 bis 28.01.2024
- Öffnungszeiten Turm 9 – Stadtmuseum Leonding: Do – Sa 14:00 - 18:00 Uhr, So 10:00 - 16:00 Uhr, feiertags geschlossen
- Kuratorinnen: Mag.aBibiana Weber, Mag.a Michaela Reisenberger