Moderner Blaudruck: Traditionen neues Leben einhauchen

Die aufwendige Methode des Blaudrucks hat in Oberösterreich eine lange Tradition und zählt seit 2015 sogar zum immateriellen Kulturerbe. Die Leondinger Schneidermeisterin Marie Wagner interpretiert den Klassiker in ihrer Indigo Kollektion neu.

Foto: Marie Wagner
Foto: Marie Wagner
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Liebhaberinnen und Liebhabern der traditionellen österreichischen Tracht ist der Blaudruck bestimmt nicht unbekannt. Das aufwendige Veredelungsverfahren von Stoffen entwickelte sich im Laufe des 18. Jhs. und etablierte sich im 19. Jh. besonders im Mühlviertel. Das Wissen um die traditionelle Technik, die mittlerweile immaterielles Kulturerbe ist, wird heute in der Blaudruckerei Wagner in Bad Leonfelden vor dem Vergessen bewahrt. Hier wird Mühlviertler Leinen bereits in der vierten Generation mit regional inspirierten Mustern und in charakteristischem Blau veredelt.

Wie kommt der Mühlviertler Blaudruck nach Leonding? 

Für die Leondinger Schneidermeisterin Marie Wagner, die selbst im Mühlviertel ganz in der Nähe von Bad Leonfelden aufgewachsen ist, war der Blaudruck immer ein Begriff. Und so kam ihr bei einer Exkursion während ihres Meisterprüfungskurses zur „Blaudruckerei Wagner“ die Idee, Blaudruck in ihre Arbeit zu integrieren. Nach Abgelegen der Meisterprüfung hat Wagner aus den wunderbaren Stoffen der Blaudruckerei Wagner (die Namensverwandtschaft ist tatsächlich reiner Zufall!) eine kleine Kollektion entworfen und die traditionellen Textilien neu und alltagstauglich interpretiert. Dabei sind im Rahmen ihrer Indigo Kollektion besondere Stücke entstanden, die natürlich sowohl zur Tracht, aber auch modern kombiniert werden können. „Die Stücke sind etwas Besonderes und trotzdem im Alltag tragbar“, erklärt die sympathische Schneidermeisterin. „Ich habe den Blaudruck dezent und reduziert als Bordürendruck eingesetzt, die Schnitte sind nicht überladen und so täglich tragbar, nicht nur – aber natürlich auch – zu besonderen Anlässen. Außerdem ist die Kollektion eine permanente Kollektion – sie wird erweitert, aber die Stücke sind zeitlos und kein Modetrend, der nach einer Saison wieder verschwindet. Durch ihre Qualität, aber auch durch die Schnittführung sind die Stücke langlebig. Der Wickelrock ist beispielsweise stufenlos verstellbar zwischen Größe 34 und 42, der passt über viele Jahre.“

Der traditionelle Blaudruck

Wagner fasziniert am Blaudruck allem voran die reine Handarbeit, die den Textilien eine besondere Wertigkeit verleiht und „... dass Blaudruck-Stoffe immer noch so hergestellt werden wie vor über hundert Jahren – mit den alten Druckmodeln, die so wunderschön sind, dass man sich kaum entscheiden kann, welche man nimmt“, erklärt sie. Genau genommen wird beim Blaudruck aber gar nicht mit Blau gedruckt, sondern vielmehr gefärbt. Um ein für das Veredelungsverfahren charakteristisches Muster zu erhalten, wird der sogenannte Papp (eine farbabweisende Masse, deren genaue Zusammensetzung nur die Blaudruckerinnen und Blaudrucker selbst kennen), mit hölzernen Handdruckmodeln auf den Stoff aufgetragen. Der Papp bewirkt, dass die Textilien im Färbebad an dieser Stelle keine Farbe annehmen. Nach dem Druck wird der Stoff gut vier Wochen getrocknet, bevor er mit Indigo schließlich blau gefärbt wird. „Auch der Färbevorgang ist faszinierend“, erklärt Wagner. „Der Stoff wird mehrmals in die Färberküpe getaucht und durch Oxidation erhält er seine Farbe. Jede Färbung ist ein Stückchen anders, das macht es auch so spannend.“

Traditionelles Handwerk vs. Fast Fashion

Die Leondingerin Marie Wagner möchte mit ihrer Arbeit auch ein Statement gegen den fast fashion Trend setzen – dabei handelt es sich um günstig produzierte Massenware, die kaum getragen meist rasch durch neue Kleidung ersetzt wird. „In den letzten zwanzig Jahren hat fast fashion unser Leben dominiert – Kleidung wird billig produziert und verkauft. Das wirkt sich dramatisch auf die Umwelt aus: Durch fast fashion ist die Modeindustrie zu einem der stärksten Umweltsünder geworden“, erklärt sie. „Als ich 2019 die Meisterprüfung gemacht habe, konnte ich zudem erkennen, was das mit meiner Branche angerichtet hat: Da es nur noch wenige Meisterbetriebe und Lehrstellen gibt, ist hier tatsächlich ein ganzer Wirtschaftszweig bedroht. Glücklicherweise werden jetzt nach 15 Jahren wieder Meisterprüfungen abgehalten, es kommt frischer Wind!“, führt Wagner weiter aus.

Die Leondinger Schneidermeisterin setzt mit ihrer Indigo Kollektion daher auf Handarbeit und Regionalität. „Es hat mich gereizt, eine Kollektion zu fertigen, die wirklich zu 100% in Oberösterreich hergestellt wird – das Leinen wird im Mühlviertel gewebt, dort dann bedruckt und ich fertige die Kleidung von Hand“, führt Wagner aus. Darüber hinaus sei es besonders wichtig, traditionelles Handwerk als Teil unserer Kultur zu bewahren. „Gerade in Zeiten der Globalisierung sollten wir uns immer wieder auf unsere Wurzeln besinnen. Das Schneidern ist ein so tolles Betätigungsfeld, man kann sich kreativ austoben und seine Fertigkeiten und Fähigkeiten regelrecht zur Spitze treiben“, schwärmt die Schneidermeisterin von ihrem Beruf. „Man hat mit Menschen zu tun und nach einem Arbeitstag das in Händen zu halten, was man selbst geschaffen hat, ist ein unglaublich gutes Gefühl. Und die Kundinnen und Kunden wissen, wo die Kleidung, die sie tragen, hergestellt wurde – bei mir kann man sich das sicher sein.“

Mehr über Schneidermeisterin Marie Wagner:

https://mariewagner.online/

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