Homeoffice, Distance Learning, Hausquarantäne und soziale Isolation während der Pandemie führten zu einer kompletten Lebensstiländerung, was gleichzeitig Einfluss auf unsere Gesundheit nahm. Wir führten einen passiven Lebensstil, ernährten uns ungesünder und machten weniger Sport – all dies ließ Erkrankungen wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Probleme sowie Schlaf- und psychische Störungen ansteigen. „Einen nicht unwesentlichen Einfluss hat die Pandemie letztendlich auch auf die Augenerkrankungen ausgeübt“, betont Simbrunner. Sie ist im Klinikum Wels als Oberärztin mit dem Schwerpunkt auf Netzhauterkrankungen, Augenentzündungen sowie Sehschule beziehungsweise Kinderaugenheilkunde tätig. Des Weiteren verfügt sie über jahrelange Erfahrung in der Durchführung verschiedener chirurgischer Operationen und Laserverfahren. Im September 2021 eröffnete die 44-Jährige eine Wahlarztordination für Augenheilkunde in der Michaelsbergstraße 5 in Leonding.
Einfluss der Pandemie auf unsere Augen
Langes Sitzen vor Monitoren mit kleiner Schrift bei ungenügend Beleuchtung und die Zunahme der Naharbeit führt laut der Expertin aufgrund der raschen Augenbewegungen beim Lesen sowie des erhöhten Bedarfs für die Naheinstellung zu übermüdeten Augen. In weiterer Folge kann es zu Kurzsichtigkeit sowie in selteneren Fällen zu einem akut erworbenen Innenschielen kommen. „So zeigten viele Studien vor allem in Asien, dass die Häufigkeit der Kurzsichtigkeit bei den Kindern während der Covid-Pandemie tatsächlich zunahm. Neben dem erhöhten Bedarf an der Naheinstellung spielt die begrenzte Zeit im Freien eine große Rolle, denn das Ausgesetztsein an das Tageslicht, Schauen in die Ferne und Entspannung der Naheinstellung wirken der Kurzsichtigkeitsentwicklung entgegen. Die Kurzsichtigkeit ist eine ernstzunehmende Erkrankung, da sie mit einem erhöhten Risiko für weitere Augenerkrankungen wie Grüner Star, Rückbildung der Netzhaut, Netzhautdefekte, -ablösung und im Extremfall mit Sehverlust verbunden ist. Der erhöhte Konsum an EDV-Geräten führt letztendlich auch zu trockenen Augen. Das lässt sich durch die verminderte Frequenz des Lidschlags beim Fixieren der Monitore sowie durch die negative Beeinflussung der Tränenfilmstabilität durch den blauen Lichtanteil, der leider an moderneren Lichtquellen wie LED-Licht noch mehr vorhanden ist, erklären. Auch eine schlecht sitzende oder über eine längere Zeitdauer getragene Mundmaske verdunstet den Tränenfilm und kann die Augenoberfläche reizen. Patienten mit trockenen Augen haben einen hohen Leidensdruck. So klagen sie über brennende Augenschmerzen, Fremdkörpergefühl bis zur Sehverschlechterung aufgrund der Tränenfilmstörung und der unregelmäßigen Hornhautverkrümmung. Außerdem wurde bewiesen, dass Blaulicht das Risiko für die Entwicklung und den Fortschritt der altersbedingten Netzhauterkrankungen erhöht. Ob die Blaulichtanteile der EDV- und Smartphone Displays tatsächlich einen toxischen Effekt auf unsere Netzhaut haben, bleibt noch umstritten“, erzählt Simbrunner über die möglichen Konsequenzen der Pandemie auf unseren Sehsinn.
Fünf Maßnahmen zum Schutz unserer Augen
- Displays und deren Ausrichtung: „Generell sollten größere Bildschirme mit einer höheren Auflösung und größeren Schrift gewählt werden. Der Abstand zu größeren Monitoren sollte mindestens 50 cm und zu Handys 40 cm betragen. Die Displayfläche wird am besten senkrecht zur Sehlinie gerichtet und die Höhe wird vor oder leicht unterhalb der Augenlinie eingestellt“, erklärt die Augenärztin.
- Richtige Belichtung: „Eine gute Raumbeleuchtung ist sehr wichtig für das Sehen. Tagsüber soll das Tageslicht genutzt werden, wobei bei starker Sonneneinstrahlung der Raum abgedunkelt werden kann. Am Abend empfehlen sich Decken- oder Tischleuchten mit einer Lichtfarbentemperatur unter 4000 Kelvin, da warmweiße Lichtfarben einen niedrigen Blaulichtanteil aufweisen. Die Helligkeit der Displays soll der Umgebungshelligkeit angepasst werden und 300 Lux nicht übersteigen“, definiert Simbrunner die Maximalwerte.
- Bildschirmzeit eingrenzen: „Die tägliche Bildschirmzeit in erster Linie für Lernzwecke sollte auf eine halbe Stunde für Vorschulkinder und eine Stunde für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren begrenzt werden. Beim Homeschooling sollten Sitzungen für Volksschulkinder maximal 20 Minuten und für Mittelschul- oder ältere Kinder maximal 30 Minuten dauern, bevor eine 15-minütige Pause zum Entspannen der Augen gemacht wird. In dieser Zeit empfiehlt es sich, die Augen zu schließen oder den Blick in die Ferne schweifen zu lassen“, so die Expertin.
- Zeit im Freien: Studien haben gezeigt, dass Kinder, die sich mindestens drei Stunden pro Tag im Freien aufhalten, seltener unter Kurzsichtigkeit leiden. Deshalb rät auch Simbrunner zu mindestens zwei Stunden Outdoor-Aktivitäten pro Tag.
- Blaulichtfilter an: „Die Aktivierung von Blaulichtfiltern bei Tablet und Smartphone Displays kann die negativen Auswirkungen der Blaulichtanteile verringern“, gibt uns die Leondingerin abschließend mit auf den Weg.