„Eine Goldhaube ist eine mit vergoldeten, runden Metallplättchen, genannt Flitter, Pailletten und sonstigen verschiedenen Blüten- und Blätterformen bestickte Goldweberei. Diese wird dann auf ein vorgefertigtes Drahtgestell genäht, in Form gebracht und mit Knauf und schwarzer Masche vervollständigt“, erklärt Mathilde Wesinger, Obfrau der Goldhaubengruppe Leonding.
Gelebte Tradition
Die reichbestickte Goldhaube ist bis heute ein wichtiger Teil der oberösterreichischen Festtracht. Sie wird von den Goldhaubenfrauen hauptsächlich zu kirchlichen Anlässen, aber auch zu Jubiläumsfeiern in den Gemeinden, Städten und einzelner Gruppen sowie zu diversen kulturellen Veranstaltungen getragen, wo die aufwendigen Kopfbedeckungen für viel Bewunderung sorgen. 2016 wurde die Herstellung und Verwendung der Linzer Goldhaube von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt.
Schon um 1760 wurde in bürgerlichen Kreisen die Böndel- oder Bodenhaube getragen. „Die Goldhaube in ihrer jetzigen Form gibt es seit ca. 1835, damals Linzer Goldhaube genannt und ist eine Fortsetzung der Goldböndelhaube“, weiß Wesinger. Das Aussterben der Trachten im 19. Jahrhundert brachte die Goldhauben fast in Vergessenheit. Heute werden sie im Zuge der Trachtenerneuerungsbewegung wieder gepflegt und getragen. „Eine Renaissance erlebte die ‚Goldhaubenkultur‘ in den 70er Jahren durch die Initiative der damaligen Landesobfrau der Goldhauben- und Kopftuchgruppen Fr. Anneliese Ratzenböck und es wurden damals in beinahe jeder Gemeinde Stickkurse abgehalten“, freut sich Wesinger.
Die Liebe zur Goldhaube
Wie Wesinger die Liebe zur Goldhaube entdeckt hat, erklärt sie uns so: „Das war auf meinem Schulweg in Wels. Jeden Tag kam ich an der Auslage eines Geschäftes vorbei, in der auf einer alten Holztruhe eine Goldhaube ausgestellt war. Und immer dachte ich: ‚So was Schönes. Wenn ich erwachsen bin, möchte ich auch einmal so eine haben.‘ Und als dann zehn Jahre später in meinem Heimatort ein Stickkurs angeboten wurde, war ich natürlich dabei und habe mir eine Goldhaube gestickt. Ich war immer schon eine langsame Stickerin. Ich habe ca. 450 Stunden nur fürs Sticken gebraucht.
Das Aufnähen und die Fertigstellung wurde damals von der Kursleiterin erledigt.“ Tatsächlich ist das Sticken einer Goldhaube eine durchaus aufwendige Handarbeit, die viel Geduld und Genauigkeit erfordert, der Näherin aber auch viel Raum für Kreativität lässt – Exklusivität garantiert.
Goldhaubengruppen und ihr soziales Engagement
Die Goldhaubengruppen stehen jedoch nicht nur für gelebte Tradition, sondern auch für ihr soziales Engagement: Sie sind der größte weibliche Charity-Club im Land. „Hauptsächlich werden soziale Projekte unterstützt. Das Geld dafür verdienen die Goldhaubenfrauen mit den unterschiedlichsten Aktivitäten in den jeweiligen Gruppen wie dem Guglhupfsonntag, der Beteiligung an Oster- und Weihnachtsmärkten, dem Kuchenverkauf bei diversen Festen usw.“, erklärt Wesinger. Nicht umsonst lautet der Leitspruch der Goldhaubenfrauen in Oberösterreich „Wir leben Gemeinschaft, bewahren Altes und wagen Neues, wir geben mit Liebe.“
Die Goldhauben in Leonding
Auch in Leonding setzen sich die Goldhaubenfrauen für die Gemeinschaft ein. „Ich lebe nun seit 40 Jahren in Leonding. Obfrau der Goldhaubengruppe Leonding bin ich seit 18 Jahren. Seit 26 Jahren bin ich bei der Organisation eines Kinderkleiderbasars dabei, der zwei Mal im Jahr von einer Gruppe Frauen abgehalten wird. Das Besondere ist die gute und schöne Zusammenarbeit, die mit den unterschiedlichsten Frauen möglich ist sowie die Freundschaften, die daraus entstanden sind“, freut sich die Obfrau. Auf die Frage, was sie an ihrer Wahlheimat Leonding schätzt, antwortet Wesinger: „Ganz super ist natürlich die Infrastruktur. Leonding ist eine Stadt mit guten Angeboten an Kindergärten und Schulen und auch an Arbeitsplätzen. Zudem bieten die vielen Sport- und Turnvereine, das Naherholungsgebiet des Kürnbergwaldes und die vielen landwirtschaftlichen Flächen die Möglichkeit, sich körperlich nach eigenen Vorlieben zu betätigen und zum Wandern, Walken und Spazierengehen in der Natur hat. Auch für Seniorinnen und Senioren gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich mit anderen zu treffen.“