Geschenke kaufen, Kekse backen, die Verwandtschaft besuchen, das Haus mit selbstgebastelter Dekoration schmücken, Adventkranz binden und so weiter und so fort – die Liste an Aufgaben in der Adventzeit ist schier unendlich! Da ist es kein Wunder, wenn viele die Weihnachtszeit auch mit der stressigsten Zeit im Jahr verbinden. An diesem Druck von außen sind unter anderem die Werbeindustrie und der Handel beteiligt. Lebkuchen im Spätsommer und Adventkalender im September schaukeln die Erwartungshaltung an Weihnachten dermaßen hoch, dass man ihr als „Normalsterblicher“ kaum gerecht werden kann.
Der alljährliche Weihnachtsstreit
„Den Stress und die Unruhe strahlen Eltern natürlich auch auf ihre Kinder aus. Deshalb neigen Kinder und Jugendliche rund um Weihnachten vermehrt dazu, einen Streit zu beginnen. In gewisser Weise ist Streit in der Familie oder unter Geschwistern gar nicht so schlimm. Im Gegensatz zu anderen sozialen Relationen wie Freundschaften, bleibt die Familie auch nach einer Auseinandersetzung bestehen. Es ist wichtig, den Kindern zu zeigen, dass diese Beziehung hält, auch wenn nicht immer alles friedlich abläuft!“, so die Meinung der Expertin.
Weihnachtliche Idylle auf Knopfdruck – geht das?
„Das funktioniert nicht, weil das Leben neben Weihnachten weitergeht. Kinder – egal in welchem Alter – werden vor allem im Dezember stark gefordert. Ob Schularbeiten, Tests oder nur Geschenke, die noch gebastelt werden müssen – im Advent summieren sich die Aufgaben!“, berichtet Liedl aus der Praxis.
Weihnachten – ein Fest der Geschenke
„Ich habe das Gefühl, überall wird kommuniziert, dass Weihnachten nur durch Geschenke definiert wird, wobei eigentlich viel mehr dazugehört. Man muss sich als Familie überlegen, was man zu Weihnachten wirklich will. Sind es die Geschenke, die im Vordergrund stehen sollen oder die gemütliche Zeit mit der Familie? Diese Haltung muss auch den Kindern vermittelt werden, damit ihre Erwartungen nicht enttäuscht werden!“, betont Liedl. Außerdem stellt sie in den Raum: „Muss immer alles perfekt sein?“
Stichwort: Transparenz
„Je transparenter Eltern mit Weihnachten umgehen, desto besser ist es! Kinder benötigen klar kommunizierte Anhaltspunkte, auf die sie sich freuen können. So werden Unsicherheiten vermieden und ihre Erwartungshaltung wird nicht künstlich erhöht. Bei Jugendlichen kommt zudem ein gewisser Grad an Mitbestimmungsrecht gut an!“, erklärt die junge Psychotherapeutin* aus Leonding die Bedeutung von guter Kommunikation.
Für ein bisserl mehr Freude
So lautet der Slogan von Liedls Psychotherapiepraxis mit Schwerpunkt auf Säuglings-, Kinder- und Jugend-Psychotherapie. „Ich kann kein Erfolgsversprechen geben, aber ich kann ihnen zumindest zu ein ‚bisserl‘ mehr Lebensfreude verhelfen!“, erklärt sie den Gedanken dahinter.
Schon früh erkannte sie die Freude an der Arbeit mit Kindern, weshalb sie erst die Ausbildung zur Kindergartenpädagogin einschlug. Während der Praxisstunden merkte sie, dass sie sich gerne viel intensiver mit den Kindern als Individuen beschäftigen möchte. Das ist in einer Gruppe mit 24 Kindern jedoch einfach nicht möglich. Ein ausgeprägtes Interesse an Psychologie führte sie schließlich zum Studium der Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund Freud Privatuniversität. Derzeit ist die Leondingerin als Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision tätig.
Wir bedanken uns für das interessante Interview und hoffen, ein „bisserl“ zu einem besinnlichen Weihnachtsfest in der Familie beigetragen zu haben!
*in Ausbildung unter Supervision