Seit 34 Jahren arbeitet Helmhart im Friseursalon des Zentrums für Betreuung und Pflege in Leonding, anfangs als Angestellte und später als Chefin. „Eigentlich wollte ich bis 70, also noch fünf Jahre arbeiten, aber Corona hat mir leider alles vermiest. Während des Höhepunkts der Pandemie musste ich mehrmals schließen und durfte aufgrund der strengen Regelungen im Heim im Vergleich zu anderen erst viel später wieder aufmachen! Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, mit Jahresende in Pension zu gehen“, erklärt die sonst so fröhliche Leondingerin etwas wehmütig.
Im Friseursalon Helmhart
Die 65-Jährige war für die Hausbewohnerinnen und -bewohner nicht „nur“ eine Friseurin, wie sie im Gespräch verdeutlicht: „Meine Kundschaft kam so gerne zu mir, weil ich ihnen alles gemacht mache. Ich habe ihnen die Zähne und Brillen geputzt. Sie bekamen bei mir etwas zu essen, wenn sie Hunger hatten. Wir haben gemeinsam Kaffee getrunken und ich bin mit ihnen auf die Toilette gegangen. Wir konnten gemeinsam lachen und weinen.“ Mit ihrer wertschätzenden Art hat sie die Menschen auch psychohygienisch begleitet. So wird ihren Kundinnen und Kunden vor allem ihr offenes Ohr fehlen.
Die verrücktesten Aufträge
Helmharts Friseursalon verließen die Kundinnen und Kunden stets top gestylt und mit einem Lächeln auf den Lippen. Ab und zu waren ihre Aufträge jedoch etwas spannender als klassisch Spitzen zu schneiden. „Einmal kam eine 80-jährige Dame zu mir und wollte knallrote Strähnen. Das hätte sie im Fernsehen gesehen und gefalle ihr so gut. Natürlich habe ich ihr diese Freude gemacht! Zur selben Zeit fand in Staudach eine Schmuckausstellung statt, wo sie unbedingt hinwollte, da sie den Aussteller schon als Bub kannte. Von ihren Angehörigen hatte allerdings niemand Zeit, weshalb ich mit ihr dorthin fuhr. Weil sie so eine tolle Frisur hatte, wurde sie vom Designer angesprochen und er hat ein Foto von ihr mit einem seiner Schmuckstücke gemacht“, berichtet die Friseurin lachend.
Erinnerungen, die bleiben
„Meinen ersten Todesfall werde ich mein ganzes Leben nicht vergessen! Ich habe dort erst ein Monat gearbeitet, als eine sehr auf ihr Äußeres bedachte Dame mit schneeweißen Haaren zu mir kam. Etwas später, wollte ich die nächste Kundin auf der selben Station abholen und begegnete dabei einer Pflegerin. Die fragte ich noch, ob ihr die neue Frisur der einen Bewohnerin gefalle. Da erfuhr ich jedoch, dass sie eineinhalb Stunden nach dem Friseurtermin verstorben war“, erzählt Helmhart betrübt.
Die Zeit hinterlässt ihre Spuren
„Früher war es im Heim wirklich super! Die Leute unternahmen unglaublich viel und feierten viele Feste, wofür alle fesch sein wollten. Mit der Zeit wurde jedoch die benötigte Pflegestufe für einen Platz im Zentrum für Betreuung und Pflege hinaufgesetzt, wodurch die Leute in einem bereits viel schlechteren Zustand einzogen. Bettlägerige Bewohnerinnen und Bewohner musste ich dann am Zimmer besuchen und mich zum Schneiden sehr verrenken. Das war so anstrengend, dass ich bald Kreuzprobleme davon bekam. Auch Corona verbesserte die Lage, wie bereits erwähnt, nicht. Die Leute verstanden einfach nicht, warum sie so lange eingesperrt wurden. Eine Kundin fragte mich mal, warum denn ihre Tochter nicht mehr komme. Sie habe doch gar nichts angestellt.“, so Helmhart, der die Menschen richtig leidtaten.
Von der Friseurin zur Vollzeit-Oma
„Sehr lange habe ich mit mir gerungen, ob ich nun wirklich in Richtung Pension abbiegen soll. Immerhin steckt im Altersheim mein ganzes Herzblut. Nachdem mich meine Enkelkinder aber auch brauchen und ich fleißig im Kinderdienst bin, habe ich mich schweren Herzens dazu entschlossen in den Ruhestand zu gehen!“, verrät das Leondinger Urgestein.
Wir wünschen viele freudvolle Stunden mit der Familie und alles Gute für den wohlverdienten Ruhestand!