Die neunte Leondinger EigenArt, das Vorgängerformat der leonart, hatte den Titel „Kunst, Natur & Geschichten“. Mit dem Projekt „Strohknoten“ hat sich Baier 2001 beworben und wurde als Teilnehmer ausgewählt. „Das Thema kam mir sehr entgegen, denn ich hatte bei Symposien in Nigeria und Senegal zur Umsetzung meiner Spiralen und Windungen bereits Naturmaterialien wie Stroh, Schilfgras und Äste von Palmblättern verwendet“, berichtet der Leondinger, welcher zahlreiche Projekte auf der ganzen Welt verwirklichte. „Das Symbol für Dreieinigkeit (siehe oben) hat mich damals beschäftigt, weshalb ich versuchte eine dreidimensionale Form dafür zu finden. Später entdeckte ich den Torusknoten – eine mathematisch genau festgelegte Form, die durch Umwicklung eines Torus zustande kommt. Beim Symposium in Senegal ist mir eine Lösung mit einfachen Mitteln gelungen. Ich versuchte die Windungen so aneinander zu fügen, dass sie sich zu einem Knoten schlossen. Allerdings konnte ich die Trägerkonstruktion aus Baustahl nur mit Draht verbinden, was zu mangelnder Stabilität führte. Bei der Leondinger EigenArt bot sich für mich die Gelegenheit die Trägerkonstruktion aus Baustahl zu verschweißen und den Knoten in einer entsprechenden Größe umzusetzen“, so der gebürtige Salzburger über die Entwicklung des vier Meter hohen Strohknotens. „Die Schleife des Knotens bedeutet für mich Unendlichkeit. Das Stroh, ein vergängliches Material, steht im Kontrast zur Unendlichkeit und bildet doch eine spannende Einheit“, berichtet Baier über den tieferen Sinn.
Bedauernswerterweise wurde der Strohknoten im Jänner 2007 durch die extremen Böen des Orkans Kyrill zerstört. Dank der Unterstützung der Raiffeisenbank Leonding, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, der Firma BEST und der Stadtgemeinde Leonding konnte das Leondinger Wahrzeichen im Rahmen des biennalen Kunstfestivals „leonart07“ neu errichtet werden.
Welche Materialien wurden für dieses Kunstwerk verwendet?
„Für die Füllung des ersten Knotens aus Baustahl verwendete ich Weizen, den ich mit Sense und Sichel selbst erntete, damit die Ähren erhalten blieben“, berichtet der Künstler und Bildhauer über das Material für das Original. Leider waren die Ähren des Weizens gefundenes Fressen für die Tauben, welche dadurch in Scharen herbeiströmten. Ein Jahr später wurde der Strohknoten von der Stadtgemeinde Leonding angekauft und von Baier mit frischem Weizen neu gefüllt. „Diesmal gab ich die Ähren nach innen, damit die Halme nicht so leicht von den Vögeln herausgezupft werden konnten“, verrät er uns seinen Trick. Für den Wiederaufbau nach dem Orkan 2007 wurde für den Getreidemantel Roggenstroh aus dem Mühlviertel verwendet, da der Roggen haltbarer als Weizen sein sollte. Viele Helferinnen und Helfer waren bei der Ernte mit Sense und Sichel sowie bei der Befüllung der stärker dimensionierten Konstruktion beteiligt. 2013 wurde der Knoten erneuert und für eine noch längere Haltbarkeit diesmal mit Schilf vom Neusiedlersee bestückt.
Der Künstler
Baier hat an der Kunstuniversität Linz Bildhauerei studiert, wo er später als Lehrbeauftragter tätig war. Drei Monate seiner Studienzeit verbrachte er in Kairo (Ägypten) und ein sechsmonatiges Auslandsstipendium führte ihn nach Antwerpen (Belgien). Mittlerweile lebt und arbeitet der Kunstschaffende in der schönen Stadtgemeinde Leonding, weshalb hier viele Arbeiten von ihm zu sehen sind. Die Sphärische Harfe vor der Landesmusikschule und die Windung im Stadtpark sind nur ein kleiner Auszug aus dem umfassenden Portfolio des Künstlers.
Besonders geehrt fühlt sich Baier, weil sich der Strohknoten bereits als Wahrzeichen von Leonding und als äußerst beliebtes Fotomotiv etabliert hat. „Als ich 2007 am Strohknoten gearbeitet habe, blieben Bewohnerinnen und Bewohner von Leonding stehen und bedankten sich bei mir für die Wiedererrichtung des Knotens!“, freut sich Baier über die Wertschätzung seiner Arbeit. Außerdem ist die Anhöhe für die Leondingerinnen und Leondinger auch abends ein beliebtes Ausflugsziel, da hier tolle Sonnenuntergänge beobachtet werden können!
Weitere Infos zu den Arbeiten, Ausstellungen und Symposien von Baier sind hier zu finden.