Nach langjähriger Erfahrung als Direktorin der OÖGKK arbeitet Wesenauer seit 2020 bei der ÖGK. Außerdem wurde die Leondingerin 2021 erneut zur Obfrau der Österreichischen Fachgesellschaft für Care- und Case-Management (ÖGCC) gewählt. Doch was ist diese Organisation eigentlich? Die ÖGCC dient der Etablierung und Weiterentwicklung von Care- und Case-Management in verschiedenen Anwendungsfeldern im Gesundheits- und Sozialwesen auf Basis von international anerkannten Standards.
Was ist Case-Management?
„Case-Management könnte man mit Fallmanagement übersetzten. Es handelt sich dabei um eine Methode, die von speziell ausgebildeten Case-Managerinnen und Managern angewendet wird. Mit Hilfe dieser Methode werden Menschen in sehr komplexen und schwierigen Situationen umfassend unterstützt“, erklärt die 54-Jährige und weiter mit einem konkreten Beispiel, „Wenn jemand einen schweren Unfall erleidet, so ändert sich für ihn und auch für seine Familie das Leben von einer Sekunde auf die andere. Nichts ist mehr so, wie es gerade noch war. Neben der Sorge, ob man überhaupt wieder ganz gesund wird, gibt es plötzlich tausend verschiedene Dinge zu tun und zu koordinieren. Vom Reha-Aufenthalt nach dem Krankenhaus, über eine Haushaltshilfe für die kommenden Wochen, bis hin zu Fragen der Finanzierung von Hilfsmitteln in der Wohnung oder die Rückkehr an den Arbeitsplatz beziehungsweise eine mögliche berufliche Umorientierung nach der Genesung – solche und noch viele weitere Fragen stellen oft unüberwindbare Hindernisse dar. Die Case-Managerinnen und Manager würden in diesem Fall mit der oder dem Betroffenen und Familienangehörigen zuerst die Situation besprechen und gemeinsam festlegen, was erreicht werden soll. Anschließend kann dann das gesamte ‚Hilfe-Paket‘ geschnürt und Schritt für Schritt umgesetzt werden. Immer wieder gibt es Kontakt zwischen Case-Managerinnen oder Managern und Patientinnen oder Patienten sowie deren Familie. Die Case-Managerinnen und Manager beraten und unterstützen, stellen Kontakte her, helfen beim Ausfüllen von Formularen und vieles mehr. Sie verfügen in der Regel über ein großes Netzwerk innerhalb und außerhalb der Organisation, für die sie tätig sind und dadurch können sie rasch und umfassend helfen.“
Warum sind Case-Managerinnen und Case-Manager so wichtig?
Gerade im Gesundheits- und Sozialwesen gibt es immer mehr unterschiedliche Angebote. In schwierigen Situationen müssen oftmals die Leistungen von mehreren Organisationen und Einrichtungen miteinander kombiniert und zeitlich abgestimmt werden. Dies stellt für die Betroffenen häufig eine unlösbare Aufgabe dar, da diese meist keinerlei Erfahrungen damit haben. In immer mehr Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens gibt es Case-Managerinnen und Manager, die bei dieser überwältigenden Herausforderung helfen“, erzählt Wesenauer über die steigende Bedeutung dieses Berufsfelds. Des Weiteren berichtet sie über ihre Erfahrungen: „Meiner Empfindung nach sind Klientinnen und Klienten mit der Unterstützung durch Case-Managerinnen und Manager sehr zufrieden. Auch umgekehrt haben die betreuenden Personen viele Erfolgserlebnisse und damit verbunden, eine hohe Arbeitszufriedenheit, obwohl die Aufgabe oft sehr fordernd ist. Sie erleben ihre Aufgabe als sinnstiftend und bereichernd.“
Die Ausbildung zur Case-Managerin oder zum Case-Manager dauert mehrere Monate und umfasst verschiedene Module wie zum Beispiel methodisches Vorgehen, Gesprächsführung oder Kommunikation. Interessierte finden auf der Website der ÖGCC nähere Infos.