Best-Practice in Sachen Klimaschutz: Die Agroforstanlage in Leonding

Viele Leondingerinnen und Leondinger kennen die tollen Ab-Hof-Produkte des Biobauernhofs Chris & Laura. Was jedoch die wenigsten wissen, ist dass die köstlichen Schmankerl aus einem echten Vorzeigeprojekt in Sachen Umweltschutz stammen. Christoph Wagenhofer setzt voll und ganz auf Agroforstwirtschaft, eine Maßnahme für die er 2023 auch mit dem Klima- und Umweltschutzpreis „Leondine“ ausgezeichnet wurde. Im Interview hat er uns mehr darüber verraten:

Bild: Laura Wolfsteiner | chris + laura - biologische Landwirtschaft.

Was ist eine Agroforstanlage? 

Agroforst beschreibt eine multifunktionale Landnutzung, welche Bäume und/oder Sträucher, Ackerbau und/oder Beweidung durch Nutztiere einer Fläche miteinander kombiniert. 

In unserem Fall ist die Agroforstanlage derzeit von einem Ausmaß von circa sieben Hektar. Die Bäume sind in Reihen gepflanzt und die Fläche dazwischen wird ackerbaulich für diverse Feldfrüchte genutzt, also die Wechselwirkungen werden bewusst genutzt. Wie zum Beispiel für den  Hummusaufbau, Bildung eines Mikroklimas, Beschattung, Insektenbrücken etc. Der fachliche Begriff „Agroforst“ ist etwas irreführend, da es nicht unbedingt um eine forstliche Nutzung gehen muss. Die Ursprünge der Agroforstwirtschaft liegen in traditionellen Feld- und Windschutzhecken, Streuobstwiesen und Waldweiden. Durch den Strukturwandel, Flurbereinigungen und eine zunehmende Intensivierung wurden diese Systeme zurückgedrängt. Langsam steigt das Interesse aber wieder und die Vorteile solcher Strukturen werden erneut erkannt. 

Warum ist Leonding ein guter Standort für ein derartiges Projekt? 

Eine Agroforstanlage ist eine Investition auf mehrere Jahrzehnte bzw. Generationen, die Vorteile einer solchen Anlage liegen nicht in unmittelbarem wirtschaftlichen Zuwachs. Es handelt sich nicht primär um eine forstliche Anlage und sie kann divers ausgestaltet sein, wie beispielsweise als Futterhecke für Tiere zur Beweidung oder mit Obstbäumen, welche geerntet werden können. Agroforstflächen weisen positive Ertragseffekte und eine höhere Ertragsstabilität auf: Das entsteht durch die Bildung eines Mikroklimas, die Bodenfruchtbarkeit wird erhöht und es kommt zu mehr Hummusbildung, durch stärker geschlossene Nährstoffkreisläufe. Für Wildtiere und Insekten wird ein Habitat und Rückzugsort geschaffen und die Landwirtschaft wird extensiviert, was positiv zur Steigerung der Biodiversität beiträgt. Natürlich ist es in unserem Interesse diese Vorteile vor allem auf langfristig zur Verfügung stehenden Flächen umzusetzen. Da unser Hof in Leonding liegt, ist es naheliegend auf den eigenen Flächen ein Projekt wie dieses umzusetzen und auch an die nächste Generation zu denken. In sehr intensiv vom Menschen genutzten Gegenden, wie es Vorstädte nun mal sind, kann durch Agroforstanlagen kann ein Ausgleich zwischen Mensch und Umwelt beigetragen werden. 

Was ist das Schöne an Ihrem Beruf, was sind die Herausforderungen?

Das Schöne am Beruf des Landwirts ist, dass man ein Stück Land gestalten darf und Landschaft schafft. Es ist ein unglaubliches Privileg. 

Was ich heute am Feld säe, ist in ein paar Monaten ein Lebensmittel. Diese Konsequenz ist sehr erfüllend, da dadurch die Tätigkeit sehr sinnvoll ist. Gleichzeitig ist dieser Konnex in der heutigen Gesellschaft leider etwas verloren gegangen. Das blühende Feld ist plötzlich eine Instagramkulisse und das Feldfutter für die Rinder ein Hundeauslauf. 

Herausfordernd ist natürlich auch die volatile Marktlage aufgrund diverser Krisen der letzten Jahre. Das Schöne an unserem Standort und Beruf ist, dass wir einen Großteil der Produkte direkt ab Hof an unsere Kundinnen und Kunden verkaufen können und wir es als sehr bereichernd empfinden, wenn wir die dem Produkt entgegengebrachte Wertschätzung miterleben dürfen. 

Was kann aus Ihrer Sicht jede einzelne Person von uns zum Klimaschutz beitragen? 

Viele Maßnahmen erscheinen zunächst höchst unpopulär und bedürfen einer eingehenden Auseinandersetzung mit dem Thema als Gesamtes. Es ist unliebsam, aber ohne Verzicht geht es sich nicht mehr aus. Wir schränken uns ungern ein. Je mehr wir über die Auswirkungen unserer Entscheidungen wissen, desto eher werden sie wohl freiwillig und ohne Gefühl der Bevormundung passieren. 

Klimaschutz beschränkt sich nicht nur auf CO2-Einsparung, Klimaschutz bedeutet auch Erhalt der Artenvielfalt und damit einhergehend der Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Wir als Menschen nehmen überbordenden Einfluss auf diese Bereiche, nicht ausschließlich durch wirtschaftliche Tätigkeiten, auch durch unsere Freizeitgestaltungen. Gewisse Bereiche sollten wir als Menschheit einfach unangetastet lassen, durch unseren immer weiter vordringenden Naturgenuss bedrängen und verdrängen wir Tiere und Pflanzen aus ihren Lebensräumen. 

Ein weiterer Anhaltspunkt wäre: Konsumentscheidungen (egal welcher Art) zu hinterfragen und auf ihre Nachhaltigkeit hin überprüfen. Brauche ich das wirklich? Lieber qualitativ hochwertige Produkte kaufen, dafür weniger oft, auf eine lange Nutzungsdauer achten. Regionale Geschäfte unterstützen. Nur Saisonale Lebensmittel einkaufen. Lebensmittel aus biologischer Produktion kaufen. Weniger oft Fleisch konsumieren, dafür qualitativ hochwertig. Ökologisch bauen, natürliche Materialien verwenden, weniger Fläche versiegeln, den Rasenmähroboter entmachten (oder sein Verwaltungsgebiet massiv einschränken), Wildnis im Garten zulassen und bewusst schaffen. Öfter mal das Rad nehmen, zu Fuß gehen, Autofahrten zusammenlegen, nicht nur keinen Müll in der Natur entsorgen, sondern auch mal fremden Müll einsammeln und richtig entsorgen. Einen echten Baum pflanzen – wäre auch ein guter Anfang. (Oder zumindest die Sicht auf Laub dahingehend verändern, dass Laub kein Mist oder gar „Müll" ist.) Demokratie wahrnehmen und wählen gehen!

 

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