Aus dem Leben eines Polizisten

„Ein Job im stillen Kämmerlein war für mich immer unvorstellbar!“, erzählt Leondings Postenkommandant Chefinspektor Oliver Bergsleitner, welcher letzte Woche im Rahmen einer schönen Feier in den Ruhestand verabschiedet wurde. Im Leonding Blog referiert er aus dem spannenden Leben eines Polizisten und verrät, warum er zur damaligen Gendarmerie wollte.

Foto: Cityfoto/Wilfried Skledar
Foto: Oliver Bergsleitner

Bergsleitner war nach der Schulzeit in Linz knapp vier Jahre Berufssoldat und davon sieben Monate auf UN-Einsatz in Syrien. Seinen Entschluss zur Gendarmerie zu wechseln, fasste er 1982 nach seinem Einsatz in Syrien. Einer seiner Freunde absolvierte in dieser Zeit die Polizeiausbildung bei der damaligen Bundespolizeidirektion Linz. Bergsleitner wollte seinen Dienst jedoch nicht in Linz oder Wels verrichten, sondern lieber in ländlicheren Regionen. So bewarb er sich bei der damaligen Bundesgendarmerie und nicht bei der Bundespolizei, der zweiten Polizeieinheit.

Vom Klassensprecher zum Chefinspektor

„Ich bin zur Gendarmerie gegangen, weil ich schon immer gerne mit Leuten kommuniziert habe. Im Gymnasium war ich meistens der Klassensprecher und bei der Gendarmerie wurde ich mit 29 Jahren zum Personalvertreter gewählt. Etwas später wurde ich zum Personalvertretungsobmann für Linz-Land und war demnach für rund 250 Kolleginnen und Kollegen zuständig. Einen Job im stillen Kämmerlein vor einem Computer zu haben, war für mich immer unvorstellbar!“, erzählt der gebürtige Linzer und berichtet weiter über seinen Weg zum Chefinspektor, „Eine genaue Vorstellung meines beruflichen Werdegangs hatte ich nie. Das Leben ist vielschichtig und es gibt darin so viele Kurven, Weggabelungen und Möglichkeiten. Ich glaube, dass man eine konkrete Karriere nur sehr schwer planen kann – das ergibt sich im Laufe der Zeit oder auch nicht.“

24/7 im Einsatz

40 Polizistinnen und Polizisten sorgen in Leonding rund um die Uhr für Sicherheit und Ordnung. Hierbei gleicht kein Tag dem anderen, wie Bergsleitner berichtet: „Die Arbeit auf den Polizeidienststellen ist extrem vielseitig, weil die Zuständigkeiten enorm breit gefächert sind. Wir bearbeiten in Leonding, bis auf wenige Ausnahmen, sämtliche Strafrechtsdelikte. Diese reichen von Ladendiebstählen über Suchtmitteldelikte und Cybercrimebetrüge bis hin zu Vergewaltigungen. Wir vollziehen Hausdurchsuchungen sowie Festnahmen und sprechen bei Gewaltdelikten Wegweisungen aus.“ Außerdem müssen sich die Polizeibeamtinnen und -beamten um eine Vielzahl an Verwaltungsaufgaben kümmern. Diese beschränken sich jedoch nicht, wie viele glauben, auf die Straßenverkehrsordnung. Zahlreiche andere Gesetze, wie zum Beispiel das Waffen-, Pyrotechnik-, Jugendschutz- oder das Fremdengesetz und viele weitere, werden durch die Polizei exekutiert.

Vor allem junge Polizistinnen und Polizisten müssen hier viel lernen, um Festnahmen richtig aussprechen oder Personendurchsuchungen ordnungsgemäß vornehmen zu können. Dazu kommt, dass sich die Gesetze laufend ändern, also muss man eine hohe Lernbereitschaft für diesen Beruf mitnehmen, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.

Die andere Seite der Medaille

Anderen Menschen zu helfen und Kriminalfälle aufzuklären, das waren für viele Polizistinnen und Polizisten die Hauptgründe, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Leider erleben die Beamtinnen und Beamten in ihrem Alltag nicht immer die schönen Seiten. Vor allem die Überbringung von Todesnachrichten setzt den Gesetzeshüterinnen und -hütern zu. „Stellen Sie sich vor, Sie müssten um 05:30 Uhr am Morgen einer Familie, die Sie bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht kennen, mitteilen, dass ihre 18-jährige Tochter vor drei Stunden bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Zum Glück haben wir für solche Fälle das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes als Unterstützung, dennoch müssen wir die Todesnachricht überbringen“, betont Bergsleitner ernst.

Was empfehlen Sie allen angehenden Polizistinnen und Polizisten?

„Nur wenn ich kommunikativ bin, auf Leute zugehen kann und das auch möchte, würde ich zur Polizei gehen. Eine gute Inspektorin oder einen guten Inspektor macht nicht der Wunsch aus, am Beginn der Karriere Chefinspektorin oder Chefinspektor zu werden. Man muss mit den Leuten, vor allem auch mit jenen, die sich in momentanen Ausnahmesituationen befinden, umgehen und mit ihnen reden können“, erklärt der langjährige Leondinger Postenkommandant.

Freizeit vs. Beruf

Als nächsten Punkt nennt er die Tatsache, dass Polizistinnen und Polizisten keinesfalls einen 9-to-5-Job haben: „Man muss sich daran gewöhnen, keine 38,5-Stundenwoche zu haben. Man muss die Bereitschaft mitbringen, weit mehr zu arbeiten. Wenn beispielsweise ein schwerer Unfall um 18:00 Uhr auf der B1 passiert, werde ich nicht um 19:00 Uhr nach Hause gehen können. Da kann es ganz leicht auch Mitternacht werden. Meine Kolleginnen und Kollegen arbeiten im Schnitt um die 60 Stunden wöchentlich – und das im Schichtdienst! Für einen solch stressigen Beruf braucht es auf jeden Fall eine verständnisvolle Partnerin bzw. einen verständnisvollen Partner.“ Bergsleitner selbst ist in seiner Freizeit leidenschaftlicher Großvater und hat im Mühlviertel ein 350 Jahre altes Haus, das er großteils selbst renoviert.

Wir möchten uns ganz herzlich für das Engagement bedanken und wünschen für den wohlverdienten Ruhestand alles Gute und viele freudvolle sowie stressfreie Stunden mit der Familie, welche in den letzten Jahren viel Verständnis aufbringen musste!

Zurück
Leonding backstage

Was interessiert Sie?

Dieser Blog gehört Ihnen als Bürgerin bzw. Bürger der Stadtgemeinde Leonding. Deshalb möchten wir von Ihnen wissen: Welche Themen interessieren Sie aus unserer Stadtgemeinde besonders? Worüber möchten Sie gerne mehr lesen? Wir möchten diesen Blog gemeinsam mit Ihnen weiter entwickeln und sind gespannt auf Ihre Anregungen und Ideen.

Kontakt

Stadtgemeinde Leonding
Stadtplatz 1
4060 Leonding

Tel: +43 732 6878 - 0
Fax: +43 732 6878 - 100995

E-Mail: rathaus@leonding.at

Öffnungszeiten

Bürgerservice

Montag, Mittwoch und Freitag:
07:30 bis 12:00 Uhr
Dienstag und Donnerstag:
07:30 bis 18:00 Uhr

Beratung in den Fachabteilungen (Parteienverkehr)

Montag bis Freitag:
08:00 bis 12:00 Uhr
Dienstag und Donnerstag:
zusätzlich: 16:00 bis 18:00 Uhr


Stadtteilbüro am Harter Plateau

Montag und Mittwoch:
07:30 bis 18:00 Uhr
Dienstag, Donnerstag und Freitag:
07:30 bis 12:00 Uhr

Öffnungszeiten Sozialberatung:

Montag bis Freitag:
08:00 bis 12:00 Uhr